Freitag, 22. Februar 2013


Delmenhorst
Ein mit hoher Intensität ausgetragener Vater-Sohn-Konflikt zwischen König Philipp II. (l., Wolfgang Grindemann) und Thronfolger Karl (Manuel Klein) steht im Zentrum von „Don Karlos“. Foto: Andreas Nistler
2013-02-22 19:32

Intrigen und Konflikte am spanischen Hof

Mit „Don Karlos“ hat das Delmenhorster Publikum einen der großen deutschen Bühnenklassiker gesehen. Das komplexe Schiller- Drama bestach durch atmosphärische Dichte.
Von Dirk Hamm
DELMENHORST. Nach zahlreichen leichteren und zeitgenössischen Stoffen ist mit Friedrich Schillers Schauspiel „Don Karlos“ am Donnerstagabend ein Stück Weltliteratur im Kleinen Haus aufgeführt worden. Die Inszenierung des 1787 uraufgeführten Dramas des neben Goethe größten deutschen Dichters durch das Ensemble der Kempf Theatergastspiele hinterließ beim Publikum einen starken Eindruck. Die Zuschauer im zu rund drei Vierteln gefüllten Saal belohnten die ansprechende Leistung der Schauspieler mit lang anhaltendem, kräftigem Beifall.
Der Fünfakter, der literaturhistorisch an der Schwelle vom Sturm und Drang zur Klassik zu verorten ist, konfrontiert den Betrachter gleich mit drei ineinander verwobenen großen Themen: leidenschaftliche und zugleich aussichtslose Liebe, ein epischer und tragisch endender Vater-Sohn-Konflikt sowie der Kampf um die Befreiung von Tyrannei. Die realen historischen Ereignisse um den Freiheitskampf der Niederlande im 16. Jahrhundert gegen die habsburgische Herrschaft bilden den Hintergrund, vor dem sich am spanischen Hof ein komplexes und zugleich höchst leidenschaftliches Intrigen- und Machtspiel entfaltet.
In einer auf das Wesentliche reduzierten Kulisse konzentrierte sich die Inszenierung unter der Regie von Christoph Brück ganz auf die vielschichtige Interaktion der Figuren. Ein ungewöhnlicher Mix aus historisch anmutenden und modernen Accessoires bei den Kostümen und die Untermalung einer Szene mit dröhnendem Hardrock trugen zu der atmosphärischen Dichte der Aufführung bei.
Gerade die Szenen, in denen sich auf der einen Seite der mal leidenschaftlich flehende, mal ungestüm-zornige Thronfolger Karl (gespielt von Manuel Klein) und auf der anderen Seite der strenge, an der Männlichkeit und den Fähigkeiten seines Sohnes zweifelnde König Philipp II. (Wolfgang Grindemann) gegenüberstehen, wurden mit hoher Intensität gespielt. Die beinahe diabolische Ausstrahlung, die Grindemann dem hartherzigen König stellenweise verlieh, ließ den Zuschauer geradezu erschaudern.

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